Der letzte Gast

Bei ihrem Besuch in der kurz vor dem Abriss stehendenden „Oper Haching“ macht die junge Opernsängerin Julia (Julia Häusler) Bekanntschaft mit den 3 Geistern (Lioba Schweiger, Lilly und Luka Kühn) und ihren grauen Gefolgsleuten. Eine quälende Frage lässt ihnen keine Ruhe: „Warum sitzt er da, das Gesicht verborgen, noch lange nachdem alle anderen Gäste gegangen sind?“ Das Schicksal des „letzten Gastes“ ist auf tragische Weise mit dem der Toten verwoben. Was hatte er getan – oder was hatte er nicht getan?

Gezwungenermaßen muss Julia in die artistische Erzählweise der Toten einsteigen: ob an Trapez, Strapaten, chinesischem Mast, Vertikaltuch oder am Cube - doch Julia behält den Überblick. Singend meistert sie die bizarren Situationen, die ihre Gefühle und Stimmungen hin und her werfen. Als der Besitzer des Opernhauses Leo Schimmer (Marcus Lehmann) plötzlich auftaucht, dreht sich die Zeit tickend zurück und der Mörder tritt ins Licht.

Die zweistündige Bühnendarbietung kreist um hanebüchende Spekulationen über die Gedanken der anderen, pure Einbildung, projizierte Hoffnungen und unerfüllte, erträumte Versprechungen, die letztendlich in 3 Morden gipfelt. Neuartige Artistk gepaart mit Operngesang und gewürzt mit Schauspiel - vielleicht ist „Der letzte Gast“ ein Denkanstoß, doch sicher eine faszinierende Art, eine Geschichte zu erzählen.

Buch: Nina Hausner, Regie: Verena Kanoldt, Nina Hausner, Sopran: Julia Häusler, Klavier: Gerhard Jacobs